Magie in den Zeiten der Cholera (und Corona)

Portrait einer magischen Frau, einer Zauberin, mit magischem Buch, Destillierapparat  und Elixieren
 

Magie ist nicht spirituell.

Magie ist keine Meditation.

Magie ist keine Religion.

Magie ist die ursprüngliche Religion der Frauen.

 

Magie ist eine uralte Technik der Kreation

Magie beeinflusst die materielle Welt durch die Beherrschung des eigenen Bewusstseins – das in Resonanz mit dem Großen Bewusstsein, der “Seele der Welt” – der anima mundi – steht.
Die Intensität, mit der deine Magie sich entfaltet, hängt von der Intensität der eigenen Gefühle ab.
Leidenschaft – Feuer – ist die Energie, mit der die magische Maschinerie sich aktiviert.

Die Kunst besteht darin tief und wahrhaftig zu fhlen und zugleich nicht davongewirbelt zu werden vom emotionalen Ansturm.

Dazu bedarf es einer weisen und unbeirrbaren Beobachterinstanz.

 

Daher wurde Magie von allen Kulturen der Welt gleichermaßen angewendet und sie begann immer mit dem gleichen Prinzip:

Kläre deinen Geist und aktiviere zugleich all deine Gefühle und halte nichts zurück.

„Alle Gefühle“ zu aktivieren, war einst nichts Besonders. Kindern gelingt es bis heute.

Gefühle werden durch Erziehung aus unserem Leben verbannt. Vielen ist es fast unmöglich, tief zu fühlen, ohne zu befürchten, irendwie nicht richtig zu sein.

 

Wir sind blockiert von Scham, falsch verstandenem “gutem” Geschmack („Style“) und epigenetischen Traumata, die sich zum Beispiel in der Priesterinnenwunde, einer der 5 tiefen Wunden magischer Frauen“ ausleben.

Verbote wie „bloß nicht laut werden!“, „bloß nichts falsch machen!“, „bloß nicht peinlich oder anders sein!“, werden Kindern tief in die Seele gebrannt.
Wer nicht unangenehm auffallen möchte, muss bei jeder Gelegenheit die Kontrolle behalten: über die eigene Umwelt, den eigenen Körper, vor allem aber die eigenen Gefühle und dunklen Regungen.
Notfalls mit Pillen.

Magie wird auf diese Weise zuverlässig verhindert.

 

Ohne starke Gefühle und ihre tiefe Kraft wird all unsere Magie so impotent, dass der Schluss für uns naheliegt, dass der ganze Hokuspokus ohnehin von Anfang an nur ein Hirngespinst ungebildeter, abergläubischer und simpler Geister gewesen sein müsse.


Was für ein melodramatisch-tragischer Irrtum!

 

Leidenschaft galt nicht immer als Schwäche. Magie war einst nicht nur nur Spielerei oder Aberglaube

Magiere waren gebildete, disziplinierte und geläuterte Menschen.
Magie war Wissenschaft und Technik des Überlebens.
Magie beobachtete die Natur, formulierte Gesetze.
Magie war die Grundlage aller Dinge, die die Menschen taten.

Insbesondere im chinesischen Daoismus und in der chinesischen Medizin ist diese Seite der Magie noch sehr lebendig.

 

Magie half, Dämonen - dunkle Ängste - zu bannen

Menschen früherer Zeiten waren emotional offener und erlebten daher ohne besondere Mühe und Kunstfertigkeiten die unsichtbaren Welten. Das Fehlen elektrischer Dauerbeleuchtung tat ein Übriges.

In langen dunklen Nächten war jeder Schatten belebt. Das war furchterregend, aber zugleich Teil des Lebens. Es gab wenig, was den Menschen half, ihre Ängste zu ertragen.

Gebete. Alkohol. Magie.

Magie lehrte Regeln und Rituale, um sich inmitten all der Angst und Dunkelheit zu behaupten und besonders garstige Dämonen zurück in die Unterwelten zu bannen.

 

Magiere und heilige Frauen zeigten den Menschen den Platz, den sie inmitten all der anderen Mächte der Natur einnehmen durften und wo sie am besten gedeihen würden.

Magiere und heilige Frauen wussten Wege, damit Menschen sich trotz all der dunklen Wesen ringsumher sicherer fühlen konnten.

Irgendwann gab es kaum noch heilige Frauen (doch dies ist eine andere Geschichte).
Die Magiere aber lernten immer ausgeklügeltere Methoden, die Dukelheit zu beherrschen. Sie erfanden elektrisches Licht. Telefone und viele bunte Pillen.
Zugleich verloren sie über viele Generation den erfurchtsamen Kontakt zur anima mundi.
Wer die Welt mit einem Knopfdruck beherrschen kann, braucht nicht mit ihr in Resonanz zu gehen.

 

Vollkommene Kontrolle war anfangs nicht die Absicht der Magie.

Die von den Göttern geschaffene, heilige und beseelte Welt zu kontrollieren, wäre Hybris gewesen – frevelhaftes Überschreiten der menschlichen Grenzen.

Magie wollte den Kosmos nicht beherrschen, sie suchte durch Resonanz auf sie einzuwirken. Wie oben so unten.

Nicht jeder Blitz war eine Strafe der Götter. Er konnte auch einfach ein Hinweis sein, den man verstehen musste.

Mit dem rechten Wissen und vor allem Verhalten, ließ die wilde, dunkle Welt sich zähmen.

Im Laufe der Zeit lernten die Magiere, den tödlichen Blitz in Blitzableitern fangen. Man konnte ihn in Leitungen halten und sich gefügig machen. Auf einen Knopf zu drücken und das Licht geht an: Was wäre magischer gewesen als das? Mit einem Mal dachten den Menschen, die Schöpfung wäre gezähmt.

Die Suche nach dem göttlichen Code begann.


So endeten wir am Ende doch in der Hybris doch , falls die alten Legenden recht behalten, wird unser Glaube, wir könnten das Leben und den Tod beherrschen, nicht gut für uns ausgehen.

Zur Zeit bröckelt der unbedingte Glaube an die Allwissenheit der Menschen immer schneller … und ohne die Hilfe der heiligen Frauen, kehren die Angst und Gewaltbereitschaft zu uns zurück.

 

Die Magiere früherer Zeiten waren Wissende und Techniker, die tiefen Respekt für die anima mundi empfanden

Magiere waren gleichermaßen Alchemisten, Sternkundige, Philosophinnen, Künstler, Poeten, Heilende und Mystiker.

Pythagoras, Galileo, Michelangelo, Goethe, Kepler und Newton (um nur die Bekanntesten zu nennen) waren allesamt fähige Adepten und große Magiere – simpel oder ungebildet waren sie keinesfalls.

Die alten Magiere haben grundlegende Techniken und große Kunstwerke hinterlassen und unsere Welt in allen Aspekten entscheidend geprägt.

Dennoch ziehen wir es vor, so zu tun, als ob die komplexen mystischen Gedankengebäude der großen alten Meister “primitiv” gewesen seien und, quasi nur als Nebenprodukt, das eine oder andere “brauchbare Produkt” wie etwa ein Flugzeugmodell oder eine mathematische Formel oder eine Sixtinische Kapelle hervorgebracht hätten.

Das ist leider grotten-blöd.

Die Grundlage dieser “Produkte”, die uralten magischen Wissenschaften und die unendliche Ehrfurcht vor den unsichtbaren Welten, bedeuten uns heute so gut wie nichts mehr.

Was ohne diese Ehrfurcht blieb, war der Wunsch, alles zu kontrollieren.


Wie viel wir wirklich verloren haben, als wir die Magie verloren, unsere innige Resonanz mit der anima mundi, werden vielleicht niemals ganz erfassen.

 

Wir haben die Ehrfurcht und unser Gefühl für Wunder verloren

An wirklich bedrohliche Dämonen glauben die wenigsten und wenn, dann nur noch minimal.
Wir haben auch keine Angst mehr vor dem Blitz (obwohl Blitze tatsächlich immer noch Tausende von Menschen töten. Vor allem Golfer.)

Das wäre ja vermutlich nicht so schlimm.

Wir haben aber nicht nur die bösen Geister und Dämonen und Blitze scheinbar kontrolliert, die uns einst solche Angst machten.

 

Wir haben begonnen, unsere Ängste selbst weg zu kontrollieren.

Übermäßige Gefühle werden heutzutage tunlichst verhindert. “Sei nicht so dramatisch"!”, heißt es bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Alle Gefühle, das “Nervensystem” jederzeit balanciert und temperiert zu halten, ist für viele von uns zur einzigen Leidenschaft geworden.

Die einzige wirkliche Angst empfinden wir, wenn diese Kontrolle uns vorübergehend entgleitet.

Um die Kontrolle zurückzugewinnen, ist uns jedes Mittel recht.

 

Kontrollsucht ist ein gefährliches Spiel.

Die Naiven sind wir - in unserem blinden Vertrauen auf kluge Maschinen und größenwahnsinnige Genetik, die wir längst nicht mehr verstehen.


Unsere eingebildete vollkommene technologische und pharmakologische Kontrolle über die Natur ist hauchdünnes Eis.

Sobald das Eis bricht und ein paar Füße nass werden, schreien wir Zeter und Mordio, bedecken unsere Gesichter mit magischen Läppchen durch Viruskontrolle, sperren uns jahrelang zuhause ein und schreien nach noch mehr Kontrolle.

Am besten total.

 

Inmitten all dieser Kontrollsucht sehnen einige von uns sich nach der verlorenen Magie.

  • Die meisten sehnen uns nach irgendetwas wie Abenteuer und “Freiheit”.

  • Sie sehnen uns danach von einer, möglichst zahnlosen, Ungewissheit berührt zu werden.

  • Sie suchen die Wildnis und das Echte - aber vorzugsweise in kontrollierter Dosis.

  • Sie wollen die Geister zurück in unser steriles Leben holen - am besten animiert und als Film.

Auf diese Weise kontrollierte Wildheit und Gruseligkeit gibt uns nicht das, was wir wirklich suchen. Daher muss nach dem Abklingen des Dopamin-Highs der nächste Film noch blutiger oder perverser sein.

Einige wenige aber sehnen sich nach viel, viel mehr als dem nächsten Kick:

Wir wollen die Magie zurück – unsere innige Resonanz mit der anima mundi.
Deshalb gibt es den Inanna Salon.

 

Wir brauchen Ungewissheit und Wunder

Wir brauchen Menschen und Erlebnisse, die uns die Ehrfurcht vor dem Leben und den heiligen Schauder vor der Geisterwelt zurückbringen.

Wir brauchen Menschen, die es wagen, ihrer inneren Natur zu folgen und tiefe Gefühle zu fühlen und bei all dem in ruhiger Autorität und tiefem Vertrauen ruhen.

Wir brauchen Seelen, die uns zurufen: „Mir nach, Leute! Hier geht’s zurück ins Leben, inklusive Tod, Schmerz und allem.“


Oder vielleicht auch einfach starrsinnig flüstern: „Eppur si muove!“, so wie Galileo Galilei am 22 Juni 1633.

PS:

Inanna ist eine Gemeinschaft magischer Frauen, in der wir eine neue Kultur der Offenheit und Verletzlichkeit schaffen und uralte Wunden heilen.

Wie einst unsere Ahninnen erlauben wir, dass unser Bewusstsein unser Leben formt – und wie das Leben uns endlich wieder berührt.

Genau wie die Menschen alter Zeiten nennen wir unser Tun: Magie.

 
Christine Li Author

Creating Mythic Fiction & Feminine Initiation.

Christine Li traces the forgotten currents where ancient medicine and feminine myth become remembrance. In her Abalone Cycle about a Chinese healer, she restores the sacred dialogue between body, story, and soul.

http://christine-li.com
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